Nachdem man letzthin doch den Eindruck gewinnen konnte, der aufstrebende spanische Horrorfilm würde sich ein wenig im wiederkäuenden Durchschnitt verlaufen, so belehren uns die Regisseure Jaume Balagueró ("Darkness") und Paco Plaza mit "[REC]" eines Besseren. Zwar muss man zunächst einmal festhalten, dass das Rad auch jetzt defintiv nicht neu erfunden wurde und stattdessen altbekannte Elemente aus "Blair Witch Projekt", "Night of the living Dead" und "Outbreak" in den fimlmischen Mixer gesteckt wurden - das Ergebnis jedoch kann sich mehr als sehen lassen. Die Furore, für die der Film vor allem auf diversen Filmfesten sorgte, beschehrte dem mit gerade mal gut 70 Minuten angenehm kurz ausgefallenen Horrorvergnügen sogleich ein US-Remake, dass dieser Tage unter dem Titel "Quarantäne", mainstreamtauglich auf 90 Minuten gestreckt, in deutschen Kinos startet.
Trotz seiner knapp bemessenen Laufzeit braucht natürlich auch "[REC]" einige Zeit, um richtig in Fahrt zu kommen. Zunächst einmal muss der einen Feuerwehrtrupp zu einem Einsatz begleitende Hauptcharakter einer jungen Reporterin schließlich eingeführt werden und daneben die Situation am Ort des Geschehens sondiert werden - eine Standard-Prozedur. Macht aber nichts, denn die Atmosphäre stimmt von Beginn an, was vor allem der pseudo-dokumentarischen Wackelkamera und der unklaren und somit interessanten Situation am innerstädtischen Einsatzort zu verdanken ist.
Dann geht plötzlich alles ganz schnell: Das Gebäude, von dem der ominöse Notruf ausging, wird von der Regierung hermetisch abgeriegelt mit dem Hinweis auf eine im Inneren des Komplexes grassierende Seuche. Wer zu entkommen versucht, wird erschossen.
Auch im Gebäudeinneren gibt es alsbald keine ruhige Minute mehr und ein opferreicher Kampf ums nackte Überleben nimmt seinen Lauf.
Ich will an dieser Stelle nicht mehr über den Inhalt verraten, aber jeder Freund spannenden Wackelkamera-Horrors (Incl. grünlich-schummriger Infrarotszenen) wird im Folgenden wunderbar bedient. Schnell lichten sich die Reihen der Eingeschlossen, wobei jedoch auf ausufernde Blutorgien dankenswerterweise verzichtet wurde. Diese sind Berichten zufolge dem US-Remake vorenthalten. "[REC]" hingegen lebt von tollen Schockszenen, Hetzjagden und knisternder Spannung. Echte Überraschungen gibts zwar nicht, aber wer sich daran nicht stört, kann sich endlich mal wieder wunderbar erschrecken - entsprechendes Heimkinoequipment vorausgesetzt. Kenner des Genres können freilich die meisten Ereignisse erahnen, aber objektiv schmälern tut dies die Qualitäten des Films logischerweise nicht.
Technisch wird von den Machern insgesamt grundsolide Arbeit abgeliefert. Handlungsbedingt gestalten sich optische und effektseitige Inszenierungsmöglichkeiten logischerweise recht eingeschränkt. Aber letztlich ermöglicht dieser Umstand zwangsferngehaltener Effektspielerreien auch die volle Konzentration auf das eigentliche Geschehen, den eigentlichen Horror. Ähnlich verhält es sich mit den Darstellerleistungen: Keine großen Stars, keine herausstechenden Typen = angenehm unvohersehbares Ausdünnen der Bewohnerschaft.
Fazit: Mit "[REC]" nimmt der spanische Horrorfilm wieder Fahrt auf und verzichtet dankenswerterweise auf das angesagte wie ausgelutschte Spuk-Anwesen-Szenario der letzten Jahre. Einen Innovationspreis gewinnt der Streifen natürlich nicht, dafür gibts für Freunde des auf Realismus getrimmten Wackelkamera-Terrors wirklich sehenswertes und vor allem angenehm kurz gehaltenes filmisches Frischfleisch.